Wir alle kennen sie

Bilder von verwaisten Festivalgeländen, übersät mit Einweggeschirr. Und wohin jetzt mit dem ganzen Abfall?

Auf Veranstaltungen mit Wegwerfgeschirr fallen große Abfallmengen an, die das Klima belasten und aufwendig beseitigt werden müssen. Häufig findet man die Hinterlassenschaften solcher Events nicht nur direkt auf dem Gelände, sondern auch im weiteren Umfeld. Nach einer kurzen Nutzung von nur wenigen Minuten kann Einweggeschirr bestenfalls recycelt werden. Oft geht es aber über den Restmüll direkt in die Verbrennung.

Wer Einweggeschirr verwendet, nutzt für jedes Getränk und jedes Gericht ein neues Gefäß und damit zusätzliche Ressourcen. 3 Milliarden Einweg-Kaltgetränkebecher, 2,7 Milliarden Einwegteller und 2,9 Milliarden Einwegbesteckteile werden in Deutschland jedes Jahr genutzt. Nach kurzem Gebrauch landen die Becher, Teller, Schalen und das Besteck bestenfalls im Abfalleimer, häufig jedoch im öffentlichen Raum oder in der Natur. Über 70.000 Tonnen Abfall entstehen auf diese Weise jedes Jahr. Das entspricht dem Leergewicht von 259 Airbus A380. Der Personalaufwand, solche Müllberge zu beseitigen, ist immens und vermeidbar.

Auch bei der Klimabelastung schneidet Einweggeschirr schlecht ab. Die Einwegnutzung verursacht in der Regel mindestens doppelt so hohe CO2-Emissionen wie Mehrwegalternativen.

Was ist Einweggeschirr?

Einweggeschirr gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen. Einwegbesteck und -teller aus Kunststoffen oder mit Kunststoffbeschichtung sind seit Inkrafttreten der Einwegkunststoffverbotsverordnung (EWKVerbotsV) am 3. Juli 2021 verboten. Das Gleiche gilt für Becher und Boxen aus expandiertem Polystyrol.

Die genutzten Materialien lassen sich grob in vier Kategorien einteilen: 

Konventionelle Kunststoffe

Durch die Bestimmungen der EWKVerbotsV können einige unökologische Einwegplastikprodukte auf Veranstaltungen nicht mehr eingesetzt werden.

Die weit verbreiteten Wegwerfbecher aus den rohölbasierten Kunststoffen Polyethylenterephtalat (PET), Polypropylen (PP) und Polystyrol (PS) sind allerdings weiterhin zugelassen. Rohölbasierte Einwegplastikbecher werden nach ihrer kurzen Nutzung zumeist mit dem Restabfall in Müllverbrennungsanlagen verbrannt.

Die Abfallverbrennung ist auch unter Berücksichtigung der Energiegewinne aus der thermischen Verwertung im Vergleich zum Recycling die deutlich schlechtere Entsorgungsvariante. Ein Einwegbecher aus PET erzeugt mehr als drei Mal so viele CO2-Emissionen wie sein Mehrwegpendant. Bei PS-Einwegbechern ist es sogar die fünffache Menge.

Holz/Papier/Pappe

Durch die Einwegplastikverbote ist Geschirr auf Holzbasis deutlich populärer geworden. Holzbesteck hat auf vielen Events Kunststoffbesteck ersetzt. Darüber hinaus kommen auch Pappbecher und Einwegteller ohne Kunststoffbeschichtung zunehmend zum Einsatz.

Ökologisch vorteilhaft sind weder Holz- noch Pappgeschirr. Für die Herstellung des Zellstoffs für Lebensmittelverpackungen wird in der Regel frisches Holz verwendet, wofür immer wieder neue Bäume gefällt werden müssen. Zur Herstellung von Geschirr aus Pappe wird viel Wasser eingesetzt (zum Beispiel 1,3 Liter für einen einzigen Kaffeebecher mit einem Volumen von 0,3 Litern). Für eine kurzfristige Nutzung mit anschließender Verbrennung ist Holz als Rohstoff viel zu wertvoll und sollte, wenn überhaupt, in langfristige Anwendungen gehen.

Weitere Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen

Eine weitere, nur scheinbar ökologisch vorteilhafte Lösung ist die Versorgung von Events mit weiteren pflanzenbasierten Materialien wie Palmblatt oder Bagasse (Nebenprodukt des Zuckerrohranbaus).

Deren Nutzung zur Herstellung von Einweggeschirr steht oft in Konkurrenz mit anderen Landnutzungen am Anbaustandort wie zum Beispiel der Produktion von Lebens- oder Futtermitteln. Der Anbau erfolgt häufig unter

Bedingungen, die nicht ökologisch nachhaltig sind, zum Beispiel in Monokulturen oder unter Einsatz von Pestiziden. Für die Verarbeitung zu Einweggeschirr werden lange Transportwege in Kauf genommen. Nach kurzer Nutzung kann das Einweggeschirr zudem in der Regel nicht recycelt werden und geht stattdessen in die Verbrennung. Die Nutzung von Mehrwegalternativen ist deutlich klimafreundlicher.

Biokunststoffe

Während Besteck und Teller aus Biokunststoffen genauso verboten sind wie ihre rohölbasierten Pendants, können Einwegbecher aus Bioplastik weiter eingesetzt werden.

Hersteller, Lieferanten und Großabnehmer von biologisch abbaubaren Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen schreiben ihren Produkten eine Vielzahl von Vorteilen zu, die sich in der Realität jedoch nicht positiv auf die Klimabilanz auswirken. Auf Events kommen besonders häufig Produkte aus Polylactid (PLA, Polymilchsäure) zum Einsatz.

PLA ist ein Biokunststoff, der überwiegend aus Produkten der intensiven Landwirtschaft wie zum Beispiel Mais gewonnen wird. Die rohstoff- und energieintensive industrielle Agrarwirtschaft und Verpackungsherstellung sowie die von Bioplastikherstellern empfohlene Kompostierung sind Aktivitäten, die umweltschädliche Emissionen von Klimagasen wie CO2, Methan oder Lachgas in erheblichem Ausmaß verursachen.

PLA-Einweggeschirr wird zwar als biologisch abbaubar beworben, allerdings baut es sich in der Umwelt ähnlich langsam ab wie herkömmliches Plastik. Über den Bioabfall dürfen Biokunststoffe nicht entsorgt werden, weil sie überwiegend nicht für den Abbau in herkömmlichen Kompostieranlagen geeignet sind. Zudem sind sie optisch nicht von konventionellen Kunststoffen nicht zu unterscheiden und müssten daher als potentielle Störstoffe aussortiert werden.

Wird PLA dennoch unter optimalen industrietechnischen Bedingungen kompostiert, dann entsteht überwiegend CO2 und Wasser. Es werden keine signifikanten Mengen an Nährstoffen freigesetzt oder Bodensubstrat aufgebaut. Tatsächlich landen Biokunststoffe wie PLA häufig in der Abfallverbrennung. Einwegverpackungen aus PLA weisen insgesamt eine schlechtere Klimabilanz als Mehrwegalternativen auf.

Downloads & Dokumente

Weiterführende Links